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Lieber Bernhard Schachenhofer, zuerst einmal Danke für die Diskussionsbeteiligung. Ich will die Grundlagen meiner Auffassung belegen. Für mich in Deutschland gilt zuerst die Norm DIN 68 800 "Holzschutz" Teil 4 "Bekämpfungsmaßnahmen gegen holzzerstörende Insekten und Pilze", Nov. 1992. Einschränkend, nach den im Abschnitt 5.2.1 geforderten umfassenden Bekämpfungsmaßnahmen auch der nicht befallenen Holzbauteile, heißt es im Abs 5.2 "Chemische Maßnahmen" unter 5.2.2: "Liegt ein Hausbockbefall vor und sind nur vereinzelt Holzbauteile befallen, kann bei mehr als 60 Jahre altem Holz auf eine Behandlung der nicht befallenen Holzbauteile der Konstruktuion mit einem Bekämpfungsmittel verzichtet werden, da verbautes Holz ab diesem Alter kaum noch vom Hausbock befallen werden kann. Bleiben nicht befallene Holzbauteile unbehandelt, ist der Auftraggber darauf hinzu weisen, daß die Holzbauteile regelmäßig zu überprüfen sind." Im Beuth-Kommentar 1998 zur DIN wird sinngemäß erläutert: Aufgrund langjähriger Beobachtungen kann es als erwiesen gelten, daß in älteren Hölzern kaum noch lebender Hausbockbefall auftritt und ab einem Gebäudealter von etwa 60 Jahren die Gefahr nennenswerter Schäden als Folge eines Neubefalls bis dahin nicht befallener Hölzer als gering einzuschätzen ist. Also ein doch sehr eindeutiger Hinweis, der eine Regel bezeichnet, aber auch Ausnahmen von dieser Regel zuläßt. Es ist unser Normenwerk. Bei rechtlich bei auftretenden Fragen zur geschuldeten Leistung beim bekämpfenden Holzschutz ist es die anerkannte Regel der Technik. Ob es noch der Stand der Technik ist, ist dagegen eine andere Sache. Da ist immer alles im Fluß. Es ist also in der deutschen Norm der Grundsatz der Verhältnismäßigkeit von wahrscheinlicher Gefahr, unwahrscheinlicher Ausnahme und der Verhinderung unötiger Umweltbelastungen, wie auch der Verbraucherschutz sehr konsequent umgesetzt. In der Literatur wird berichtet, die tatsächlichen Beobachtungen und geprüften Feststellungen von Hausbockbefall in älteren Hölzern sind allesamt als Ausnahmefälle einzustufen, da in keinem Fall eine tatsächliche Massenentwicklung belegt werden konnte. Fast alle diese spektakulären Feststellungen vom Hausbockbefall an historischen Hölzern sind im Verhältnis zu den alltäglichen Hausbockbefallvorkommen an fast jeden 3. Gebäude auch zahlenmäßig Ausnahmen. Aus tatsächlich möglichen Ausnahmen nun eine Regel abzuleiten, führte in der Praxis zum regelmäßigen Bezahlen von bekämpfenden und vorbeugenden Holzschutzmaßnahmen, die überhaupt nicht nötig wären. Eine wirtschaftliche und umweltbezogene Verhältnismäßigkeit würde auf den Kopf gestellt. Experimentelle Versuche unter Einbezug der tatsächlichen Praxis fehlen auf der ganzen Linie. Es gibt zwar einige Forschungsvorhaben zum Thema Hausbock, die auch abgeschlossen wurden. Viel war zu berichten, allerdings gab es da immer nicht zu erklärende Unterschiede zur praktischen Wirklichkeit. Darin spiegelt sich der Glaubenskrieg um die 60 Jahre auch wieder. Weiß man nichts Genaues, ist es gut zu streiten. Daher muß das auch sein. Ein Beispiel: Wir gingen davon aus, daß kammergetrocknetes z.B.Fichten- oder Kiefernholz weniger anfällig für Hausbock ist. Durch das Erhitzen über 70 Grad und noch mehr werden alle für die Ernährung des Hausbocks wichtige Eiweise und auch andere Holzinhaltsstoffe (Vitamin B und äterische Öle, die Lockstoffe) verändert. Noch mehr war das ausschließlich anzunehmen bei hocherhitztem modifizierten Holz. Aber was gab ein Laborversuche dazu aus: Die Hausbockeier und Larven gediehen auf Hölzern, wo man es nicht erwartet hätte, noch besser als bei unhehandeltem luftgetrockneten frischem Holz. In der Praxis gab es aber tatsächlich sehr wenige Fälle, wo an solchen Hölzern Hausbockbefall auftrat. Nun ist die Theorie mit den fehlenden Geruchsstoffen für mich auch plausibel, aber deshalb noch lange nicht bewiesen. Wir vermuten dies erst mal, weil wir nichts Genaueres wissen. Ich erinere an die Versuche, Hausbockkäfer mit Hilfe von Sexualduftstoff in Fallen zu locken. Tatsächlich wurde das Vorhaben nach den Praxisversuchen aber als nur bedingt tauglich aufgegeben. Ja es zeigte sich sogar u.U. ein noch stärkerer Befall durch das massenhafte Anlocken. Mehr als in die Falle gingen die Weibchen zum Eierablegen in die Holzritzen. Immerhin lernte man dabei aus Beobachtungen, das Weichen kriecht lieber, als das es fliegt. Das war eine riesige, wichtige Erkenntnis, die erklärt, daß die Käferin an vermeinlich dichten Konstruktionen eben durch schmalste Ritzen kommen. Die von mir selbst gefundenen Larven in Hölzern, die über 100 Jahre alt waren, hatten eine recht kümmerliche Größe. Sie waren deutlich kleiner und etwas dunkler und auf Licht- und Nadelreize weniger aktiv als die fetten, runden und quicklebendigen Larven aus sonst jüngerem Holz. Ich gebe aber zu, meine Feststellungen sind an so viele weitere Umhebungsbedingungen gebunden, daß dies nichts aussagt, als eine Feststellung an einem Ort zu einer Zeit. (Zeit und Raum bestimmt eben alles.) Aktuell dazu möchte ich gleich eine gerade zu unserem Thema beginnende Forschungsarbeit unterstützen und gebe die Suchmeldung nach möglichst recht verschiedenem Larvenmaterial auf: "Hausbock-befallene Balken allen Alters für Forschungsarbeiten an der Universität Göttingen gesucht! Zur wissenschaftlichen Klärung der Frage, wie der Hausbock das für ihn als Nahrung geeignete Holz findet, sucht ein Wissenschaftler des Instituts für Forstzoologie der Universität Göttingen befallene Balkenstücke. Abholung vor Ort ist möglich." Potentielle Lieferanten bitte melden bei: Gerit Holighaus,Institut für Forstzoologie und Waldschutz (http://www.gwdg.de/~uffz/), Büsgenweg 3 D-37077 Göttingen Tel.: 0551-39-3610 email: gholigh@gwdg.de Sie können es auch bei uns abgeben, wir leiten es gerne weiter. Gernerell möchte ich sagen, ein chemischer Holzschutz ist nach der heutigen Auffasung immer die Ausnahme, die ausschließlich an die tatsächliche Nutzung und Gefährdung gebunden ist. Holz ist also konstruktiv oder durch Holzartenwahl zu schützen und keinesfalls dürfen konstruktive Versäumnisse oder die falsche Wahl der Holzart mit Chemie gesund gebetet werden. Auch sonst umweltbewußte liebe Mitmenschen, erst einmal in Panik geraten, greifen hilflos zur chemischen Keule, sobald es Ihr Haus selbst betrifft. Es besteht daher die Notwendigkeit die komplexen Zusammenhänge beim Holzschutz weit auszuleuchten. Auch das Geldsäckl des Bauherrn muß im Blickfeld stehen. Weniger der Hausbock, als schnelle Maßnahmen zielen darauf als erstes ab. Viele Grüße Hans-Joachiom Rüpke |
solche Abdeckungen sind doch dünn, oder aus Sperrholz. Es würde also bei geheizter Wohnung wohl schlecht aussehen für die armen Larven. Bis zum nächsten Ausfliegen kann das ihr Ende sein.
Viele Grüße
Hans-Joachim Rüpke